Zum Inhalt:
Während ihr Meister Julius Lawhead die Strafe für seinen Ungehorsam in einem verriegelten Sarg büßt, nutzen seine unsterblichen Anhänger Christina und Brandon die Zeit, um in dem Indianer-Reservat in Phönix auf den Spuren von Brandons Kindheit zu wandeln. Das unzertrennliche Vampir-Paar gerät allerdings schon bald in die Fänge des tot geglaubten Nathaniel Coe, der sein Recht auf Brandon fordert und dem Navajo zeigt, was es heißt, ein Vampir zweiter Klasse zu sein und das Martyrium damit seinen Lauf nimmt. Julius spürt die qualvollen Schmerzen seines Schützlings und beschließt, dem mächtigen Coe ein unmoralisches Angebot zu machen, was seine Liebe zu Amber auf eine harte Probe stellt.
Meine Meinung:
„Septemberblut“ und „Flammenmond“ sind so verschieden wie Tag und Nacht. Erinnerte der erste Teil noch an einen Abklatsch von einer bekannten Vampir-Reihe, dessen Liebesbeziehung beinahe alles überschwemmte, so kann der Folgeband mit einer neuen Seite überzeugen.
Der erste Gefühlssturm der Protagonisten verebbt langsam und Amber wird sich im Klaren darüber, was es bedeutet einem Vampir die Treue zu schwören. Sie hinterfragt die steifen Regeln des Clans und lässt sich nicht mehr so einfach bevormunden, wagt sogar gefährliche Alleingänge, die ich dem Mädchen aus L.A. niemals zugetraut hätte.
Die Brutalität kennt in der Hitze der Wüste keine Grenzen und hat mich in ihrer Intensität und in ihren Einzelheiten etwas überrascht. Für zarte Gemüter sind diese Folter- bzw. Kampf-Szenen wirklich nicht geeignet und Kindern würde ich diese Stellen auch nicht zumuten wollen, doch sie haben sich eindrucksvoll in das Geschehen eingegliedert und für Action, Tempo und Spannung gesorgt. Coe ist als Gegner nicht zimperlich und Julius selbst wird in seiner ersten Mission als Meister auch härter, wie es eben seine Natur ist, wodurch diese Stilmittel notwendig waren, um die Abgrenzung zu seiner Liebe für Amber zu verdeutlichen.
Im letzten Drittel des Romans erfahren wir viel über den Sonnentanz als heiliges Indianer-Ritual, und die Ausführungen darüber waren sehr interessant. Die Zeremonie bringt nach der blutigen Metzelei wieder etwas Ruhe in die Geschichte, doch diese Passage hätte ohne weiteres gekürzt werden können!
Insgesamt war das eine wirklich gute, solide Leistung, die endlich mal wieder den Kern des Vampir-Mythos‘ in den Mittelpunkt rückt und mit der Rebekka Pax beweist, dass die Angst vor den Blutsaugern, die Jahrhunderte überlebt hat, nicht umsonst über Generationen aufrecht erhalten wird. Vampire sind keine Freunde, die lieb und nett durch die Nacht streifen und sich in hübsche Mädchen verlieben – es sind Raubtiere mit animalischen Instinkten, die nach Blut verlangen und das ist in „Flammenmond“ deutlich geworden.
Die Steigerung zum ersten Band ist enorm, obwohl ich wieder feststellen musste, dass diese Wesen der Nacht wohl nicht mehr zu meinen Lieblings-Kreaturen in der Fantasy-Literatur werden – das ständige Beißen und Jagen ist doch auf Dauer etwas eintönig.
Dieses Buch ist zwar durchaus als eigenständiges Werk zu sehen und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, allerdings war ich an einigen Stellen froh, genügend Hintergrundwissen über die strengen Vorschriften und Rituale zu kennen. Wem der erste Band also nicht gefallen hatte (ich zähle mich dazu) sollte der Autorin auf jeden Fall noch eine zweite Chance geben – es lohnt sich!
Rebekka Pax hat vielleicht keine Reihe für romantische Teenies geschrieben, doch davon gibt es mittlerweile auch eindeutig genug!
Taschenbuch: 464 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (17. Februar 2012)
ISBN Nummer: 978-3548282497
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